Münster global Kritische Stadtgeographie in globaler Perspektive

Globale Zirkulation im Bienenvolk

Reportage über die weltweiten Machenschaften des Parasiten Varroa destructor

Die Gefahr ist klein. Haarig. Dunkelbraun. Flach. Sie hat acht Beine, scharfe stechend-saugende Mundwerkzeuge. Die Gefahr kann weder sehen noch hören, aber riechen und schmecken. Sie heißt destructor, Varroa destructor. Der Name ist Programm.

Ohne Probleme passiert die Gefahr die Sicherheitskontrollen vor dem Bienenvolk. Die Wächterbienen – sonst doch sehr kleinlich – kontrollieren nicht den Bauch jeder Biene, wo sich die Gefahr zwischen die Chitinpanzerplatten kuschelt. Die Sonne scheint, Bienen summen, es riecht leicht süßlich nach Honig. Die einzige Auffälligkeit am heutigen Tage: Die Flugkünste der Bienen sehen heute nicht so elegant aus. Recht viele Bienen stürzen ungeschickt vom Flugbrett ab.
Zusammen mit Dörthe Heuer, Vorsitzenden des Imkerverein Oldenburgs, verfolgen wir die Aktivitäten des Bienenparasitenen Varroa. Die Milbe wird unter dem Konzept „geographies of health and risk“ von Bruce Braun betrachtet: Um den Charakter eines Gesundheitsrisikos in einer vernetzten Welt zu verstehen, müsse man nicht die einzelnen erkrankten Lebewesen betrachten, sondern die Bedeutung der Krankheit im globalen Kontext analysieren. Dazu wird in dieser Reportage einerseits die Varroamilbe auf Mikroebene im Bienenvolk begleitet. Anderseits verfolgen wir auf der Makroebene die globale Ausbreitung und Implikationen der Varroa.

Blinde Passagierin im Bienenvolk
Nach der Einlasskontrolle lässt die Varroamilbe sich fallen. Sie ist in vertrauter Umgebung. Hier kennt sie sich aus, hier findet sie schnell ihren Weg. Im dunklen, wuseligen, warmen Bienenstock ist ihre Blindheit egal. Sie kann sich auf ihre Sinneshärchen verlassen. Die Rezeptoren an den Härchen lassen sie Wärmeunterschiede, chemische Reize und Feuchtigkeit spüren. Die vorderen zwei Beinchen nutzt sie als Fühler. Daran – versteckt in einer kleinen